Verlag: Droemer
Genre: Roman, Gegenwartsliteratur
ISBN: 978-3426304556
Preis: 14,99 Euro (broschiert), 12,99 (E-Book)
Die Geschichte beginnt im Mai 1999 in Istanbul. Ferah begegnet zum ersten Mal seit Jahren ihrem Vater. Sie erzählt ihm, wie es ihr und den anderen Frauen der Familie ergangen ist, nachdem er die Familie verlassen hatte.
In chronologischer Reihenfolge wäre da zunächst Ferahs Mutter Seza. Sie ist ein Freigeist mit viel Stolz. Ihre Geschichte beginnt im Oktober 1922, als Ferahs Vater zum letzten Mal zu Hause ist.
Ferahs Sohn heiratet eine Deutsche aus Berlin: Elisabeth. Sie wird im August 1942 mitten im zweiten Weltkrieg geboren. Sie folgt ihrem türkischen Mann mit der gemeinsamen Tochter nach Istanbul, wo sie sich in der fremden Kultur nur schwer zurecht findet.
Elisabeths Tochter Ilayda kommt 1966 in Berlin zur Welt, wächst aber zunächst in der Türkei auf. Da sie ihrer deutschen Mutter sehr ähnlich sieht, fällt sie am schwarzen Meer deutlich auf. Ilayda genießt diese Aufmerksamkeit – die sie schmerzlich vermisst, als sie mit ihren Eltern nach Berlin zurückkehrt.
All diese Frauen kennen glückliche, aber auch entbehrungsreiche Jahre in ihren Leben. Und jede hat in unterschiedlichen Ländern mit anderen Kulturen gelebt.
„Die Frauen vom Meer“ zeigt uns Vieles: Eine Reise durch das 20. Jahrhundert, die Stellung der Frau und kulturelle Unterschiede. Ein Beispiel: Als Elisabeth kurz das Haus ihrer Schwiegereltern in Istanbul verlässt, um auf der Straße bei einem Händler Kirschen zu kaufen, tritt sie damit in einen großen kulturellen Fettnapf. Während sie aus Berlin Mitte der 60er Jahre eine andere Freiheit gewohnt ist, kann sie in Istanbul nicht einfach ohne Begleitung auf der Straße bei einem Händler einkaufen.
Dieses Buch zu lesen, war eine sehr interessante Erfahrung. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass ich in ein enges Korsett geschnürt wurde, wenn ich miterleben musste, wie die Frauen in diesem Buch zurechtgewiesen wurden. Oft genug wäre ich gerne mal kurz in die Seiten gestiegen und hätte eingegriffen. Ich bin es gewohnt, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. So bin ich aufgewachsen und in diesem Sinn auch erzogen worden. Wenn ich dann an einer Stelle in diesem Buch lese, wie ein Mann seinem Besuch stolz eine halbautomatische Waschmaschine zeigt, aber dann hinterherschiebt, dass er den Sinn einer solchen Maschine nicht nachvollziehen könne – immerhin funktioniere das Wäschewaschen ja auch auf die gewohnte Weise … da könnte ich mal dezent ausrasten. Klar, dass der Fraggle das denkt! Der hat ja auch lauter Frauen im Haus, die für ihn schrubben und er macht sich keine Gedanken darüber, wie viel Arbeit sie haben. Ggggrrrr …
Fazit: „Die Frauen vom Meer“ von Deniz Selek habe ich sehr gerne gelesen. Die Tatsache, dass dieses Buch solche heftigen Gefühlswallungen in mir hervorrufen kann, spricht eindeutig für die Qualität der Autorin.
Nähere Informationen über Deniz Selek findet Ihr hier.
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