Verlag: Eichborn Verlag
Genre: Roman
ISBN: 978-3-8479-0653-7
Preis: 18,00 Euro (Klappenbroschur), 12,99 € (E-Book)
GroschenromanautorInnen werden ein bisschen belächelt, weil sie ja nur „Schund“ schreiben. Tatsächlich hauen Romanautoren vielleicht ein Buch pro Jahr raus. Was viele aber nicht wissen: Jede Groschenromanautorin ist ein fleißiges Bienchen. Da gibt es jeden Monat ein neues Heftchen. Jeden. Verdammten. Monat.
Diese enorme Leistung erbringt auch Kat, die Protagonistin von „Schund und Sühne.“ Sie ist eine Groschenromanautorin und eigentlich total genervt von dem Kitsch und der pseudoheilen Welt in ihren Geschichten. Sie würde gerne auch mal etwas Kritischeres und Heikleres schreiben. Doch ausgerechnet für ihren Schund erhält sie ein Literaturstipendium auf Schloss Rosenbrunn.
Die Figuren:
Auf Schluss Rosenbrunn trifft Kat auf sehr unterschiedliche Menschen.
Da
wäre zuerst einmal Prinz Valu, der darauf wartet, dass sein Vater ihn
endlich ernst nimmt, zu seinem Dilemma homosexuell ist und Angst hat,
dass er dadurch das Ende seiner Familiengeschichte markiert. Weil kein
blutseigener Nachwuchs und so.
Dann wäre da Seph, die eigentlich Prinzessin Josephina heißt. Sie leidet an einem Cocktail aus Verbitterung und Liebeskummer
Gratzi, die Tante der Prinzessin ist nicht nur Gräfin, sondern auch’n büschn exzentrisch. Ein Paradiesvogel innerhalb des Adels.
Follie, die Fürstin, Mutter von Seph und Valu sowie Schwester von Gratzi. Sie legt sehr viel Wert auf die Etikette und Manieren.
Moritz, ein Biologe, der die Welt retten will, aber irgendwie nie die Chance dazu erhält.
Meine Erwartungen:
Ich
wollte eigentlich nur einen kurzweiligen Roman lesen. Bekommen habe ich
so viel mehr. „Schund und Sühne“ ist eine herrliche Parodie auf
Groschenromane und spielt mit den Regeln dieses Genres. Was man im
Groschenroman nicht darf, passiert hier. Echt cool.
Beim Ende bin ich hin- und hergerissen. Eigentlich dürfte es mir nicht gefallen. Und bei jedem anderen Buch würde ich schimpfen, dass mir daran dieses und jenes nicht gefalle. Aber hier ist es genau richtig. Mehr noch: Es ist genial. Weil es einfach zu dem passt, was dieser Roman ist und was er darstellt. Echt toll. Gleichzeitig denke ich immer noch über das Buch und speziell das Ende nach. Das arbeitet noch in meinem Kopf. Muss man auch erst mal schaffen.
Das hat mir nicht so gut gefallen:
Feddisch. Kommen wir zum nächsten Punkt:
Meine Highlights:
Es
war ein wenig Schicksal, dass dieses Buch zu mir gefunden hat. Eine der
Figuren bringt nämlich eine Eigenschaft mit, nach der ich wenige Wochen
zuvor explizit bei Romanfiguren gesucht habe und was leider bisher in
Büchern noch nicht so oft vorkommt. An dieser Stelle möchte ich aber
nicht verraten, was das für eine Eigenschaft ist, weil das zu viel über
die Handlung verraten würde. Dennoch möchte ich ganz offen sagen, wie
toll ich es von der Autorin finde, dass sie genau DAS in ihrem Roman
eingebaut hat.
Die Dialoge und die Situationskomik – sooo lustisch! Ich möchte eine Stelle aus dem Buch zitieren, um zu zeigen, was ich meine. Die Groschenromanautorin Kat ist auf Schloss Rosenbrunn angekommen und Prinz Valu führt sie durch das Gebäude:
Auf halber Treppe bleibt er stehen. Über uns ein gusseisener Kronleuchter, neben uns eine unscheinbare Tür. „Das ist ein Schrank. Für Mäntel und Jacken.“
Ich lächle. „Machen wir bei jedem Schrank Halt? Ich muss nämlich wirklich noch was schreiben heute.“
„Wirklich?“ Er runzelt die Stirn. „Wir zahlen dein Stipendium doch auch so, oder nicht?“
„Schon, aber ich bin ja nicht zum Faulenzen hier.“
„Davon kann keine Rede sein. Diese Führung wird sehr anstrengend.“
„Ich ahne es.“
Er hebt den Zeigefinger. „Und sie ist sehr wichtig für dich.“
„Aber wir müssen ja nicht unbedingt an jedem Schrank …“
„Doch. Sonst kommt es zu Verwechslungen.“ Er zeigt auf die andere Seite der Eingangshalle, wo sich auf halber Treppe die gleiche Tür befindet. „Das da ist zum Beispiel ein Klo.“ Er zeigt wieder auf unsere Seite. „Mantel.“ Zurück auf die andere Seite. „Pipi.“
(Seite 42)
Fazit:
„Schund
und Sühne“ ist ein kurzweiliger Roman mit viel Witz, Augenzwinkern und
auch politischen Themen. Außerdem bin ich der Meinung, dass niemand
sonst dieses Buch hätte schreiben können. Das konnte nur Anna Basener.
Absolute Empfehlung!
Nähere Informationen über Anna Basener findet Ihr hier.
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