Hallo, ihr Lieben!
Poppy J. Anderson ist ein Vollprofi. Sie hat als eine der ersten das Potential des Selfpublishings erkannt. Beim Marketing* macht ihr niemand was vor. Und sie war die allererste Selfpublisherin, der es gelungen ist, eine Millionen E-Books zu verkaufen.
Somit ist sie genau die richtige Autorin für ein Interview im Rahmen der #Autorinnenzeit.
Liebe Poppy, bei der Autorinnenzeit geht es darum, den Fokus mehr auf Schriftstellerinnen zu legen, da sie beispielsweise bei Preisverleihungen deutlich weniger Beachtung finden. Wie passt es da, dass du ALS FRAU (ich sage das extra übertrieben dramatisch) Deutschlands erste E-Book-Millionärin geworden bist?
Unglaublich viele Frauen lesen, schreiben, studieren Literaturwissenschaft, befassen sich mit Büchern, bilden sich umfassend. Dass sie dennoch im Literaturbetrieb derart schlecht repräsentiert sind, geht völlig an der Realität unserer modernen Gesellschaft vorbei. Umso mehr freut es mich, wenn Kolleginnen wie Rita Falk, Kerstin Gier oder Melanie Raabe so erfolgreich sind und wie selbstverständlich in die Bestsellerlisten marschieren. Bislang habe ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht, welche Bedeutung es haben könnte, dass eine Frau Deutschlands erster E-Book-Millionär/Millionärin geworden ist. Jedoch freut es mich natürlich sehr.
Da du ja auch Liebesromane schreibst – es gibt ein Cliché, dass ein Liebesroman ja „nichts Richtiges“ sein kann. Begegneten dir solche Meinungen bereits und was erwiderst du dann?
Mir begegnen solche Meinungen ziemlich häufig, obwohl ich nicht einmal denke, dass sie alle besonders degradierend gemeint sind. Natürlich gibt es auch immer Zeitpunkte, an denen ich mich selbst darüber aufrege, schon wieder gefragt zu werden, ob ich nicht einmal etwas anderes als „nur“ einen Liebesroman schreiben will. Leider gibt es das Klischee, dass ein Liebesroman seicht, kitschig, oberflächlich und alles andere als intellektuell ist. Er ist rosarot, voller Glitzer, realitätsfremd und am Ende reitet das Paar auf einem Einhorn in den Sonnenuntergang. Das sind sie natürlich nicht. Liebesromane stellen gesellschaftliche Konflikte, menschliche Facetten und elementare Probleme dar. Goethe und Shakespeare haben sich genau mit solchen Themen beschäftigt und ebenfalls die Liebe mit ins Spiel gebracht. Wir Liebesromanautorinnen und Liebesromanautoren unterhalten unsere Leserinnen und Leser. Daran kann ich nichts Schlechtes finden.
Vor kurzem machte ein Hashtag bei Twitter die Runde mit dem Titel „#ThingsOnlyWomenWritersHear“ … Da gaben Autorinnen Kostproben, welchen sexistischen Kommentaren sie ausgesetzt waren, wie zum Beispiel die Frage, ob sie in der Küche schreiben, ob sie nicht ihre Kinder vernachlässigen, und so weiter. Hast du dir auch schon solche Dinge anhören müssen?
Letztens wurde ich gefragt, ob ich es mit meinem Intellekt vereinbaren könnte, Liebesromane zu schreiben. Ich war ein wenig vor den Kopf gestoßen und habe mich gefragt, ob man das auch einen männlichen Kollegen gefragt hätte. Außerdem kam bereits das eine oder andere Mal die Frage auf, wieso ich Liebesromane schriebe, schließlich sei ich nicht verheiratet. Gut zu wissen, dass nur verheiratete Frauen Liebesromane schreiben können. So ähnlich ist es ja auch mit Krimiautoren – wenn sie nicht mindestens eine Leiche im Wald vergraben haben, dann wird es nichts mit ihrem Verlagsvertrag. hier bitte ein genervtes Augenrollen einfügen
Hast du einen Tipp für deine Kolleginnen, wenn sie mit solchen Kommentaren bedacht werden?
Jeder sollte selbst entscheiden, wie er mit solchen Bemerkungen bzw. Fragen umgeht. Ich bemühe mich immer darum, gelassen zu bleiben, und mache hier und da eine komische bis ironische Bemerkung.
Glaubst du, Frauen schreiben anders als Männer? Wo liegen die Unterschiede?
Ich glaube nicht, dass man verallgemeinern kann, wie Frauen und wie Männer schreiben. Es hat sehr viel mit der Persönlichkeit eines Menschen zu tun, wie er schreibt. Es gibt Männer, die wahnsinnig einfühlsam und geradezu sensibel schreiben. Andererseits können auch Frauen temporeich, pointiert und „brutal“ schreiben. Im Selfpublishing sehe ich immer wieder, dass vor allem Frauen ihre Projekte sowie das Marketing sehr ehrgeizig und engagiert verfolgen – vielleicht sogar etwas verbissener als Männer. Man merkt, dass sie Erfolg haben wollen.
Was dürfen wir als nächstes von dir erwarten?
Meine Verlagsreihe „Taste of Love“ wird wachsen, dann erscheinen neue Romane aus meinen bestehenden SP-Reihen wie den New York Titans und der Ashcroft-Saga. Außerdem plane ich eine neue Reihe und werde bald einen Ausflug in eine humoristische Ruhrpott-Familiengeschichte wagen.
Was ist dein Tipp für alle, die auch schreiben möchten?
Lasst euch nicht verbiegen und schreibt das, was ihr schreiben möchtet. Es muss euch Spaß machen und darf euch nicht langweilen.
Vielen Dank für dieses Interview.
Weitere Interviews im Rahmen der #Autorinnenzeit findet ihr auf dem Blog von Sven Hensel.
*Lest dazu unbedingt den Artikel “Marketing: Inspiration in Theorie und Praxis” in der Fachzeitschrift “der selfpublisher” von Annika Bühnemann und mir – da berichtet Poppy nämlich von einer Marketingaktion, die sie mal auf der Frankfurter Buchmesse umgesetzt hat!
Sehr, sehr schönes Interview! Ich bewundere Frauen ja, die sich selbst zum Erfolg verhelfen!