Hallo, Ihr Lieben!
Vielleicht sollte ich mal offen darüber reden: Ich leide an Scrivere Stotteritis. Das ist das so genannte “Stotterschreiben”.
Ihr müsst Euch das so vorstellen: In meinen Fingern kribbelt es, ich möchte kreativ sein. Ich habe so richtig Bock. Doch kaum sitze ich vor Toni (das ist mein Laptop) und möchte in die Tasten hauen – passiert fast gar nichts.
Mein größter Erfolg waren circa 840 Worte, die ich an einem Tag geschafft habe. Und das unter größten Anstrengungen. Wenn Ihr mal den jährlichen NaNoWriMo im November verfolgt habt, wisst Ihr, dass einige meiner KollegInnen pro Tag ein paar tausend Worte aufs Papier hauchen.
Bei mir ist das anders. Ich schreibe einen Satz und lösche ihn wieder. Ich schreibe einen anderen … und lösche ihn wieder. Dann schreibe ich einen halben Satz. Der gefällt mir gut. Richtig gut. Den will ich unbedingt so stehen lassen. Dass ich ihn nicht sinnvoll zu Ende bringen kann, um die Geschichte voranzutreiben, will ich hier nicht erkennen. Weil der halbe Satz so toll ist.
Bis ich ihn so oft gelesen habe, dass er blöd ist. Ich lösche ihn wieder.
Gut, dass niemand diesen gelöschten Kram gelesen hat! Alle würden mich für eine Vollpflaume halten. Eine, die geistig nicht auf der Höhe ist. Ich starre also die Tastatur an. Vielleicht bin ja ein Jedi-Ritter und weiß es nur noch nicht. Dann müssten sich die Tasten jeden Moment von selbst bewegen und eine brilliante Reihenfolge von Wörtern zaubern. Das ist bisher aber noch nie passiert. Nach einer halben Stunde verfasse ich ein Konstrukt aus Subjekt, Prädikat und Objekt, bei dem meine Magensäure nicht ihr Zuhause verlassen möchte. Dann schreibe ich den nächsten Satz … und lösche ihn wieder. Weil er scheiße war.
Was genau in der Geschichte passieren soll, hab ich mir auch schon überlegt, aber an der Umsetzung hapert es. Ich muss meinen Text schließlich so schreiben, dass er die LeserInnen mehr interessiert, als wenn in Berlin eine Currywurst platzt.
Symptom: Mimimimimiiiii
Diagnose: Scrivere Stotteritis
In diesem Jahr habe ich allerdings etwas entdeckt, was mir ein wenig hilft. Als ich mich mal mit einem Freund zu Word War verabredet habe, konnte ich recht flüssig schreiben. Ich wusste ja, dass ich ihm nach den vereinbarten 20 Minuten erzählen musste, wie viele Worte ich geschrieben hatte. Sonst …
“Und wie viel hast Du?”
“645. Und Du?”
“5 …”
Die Blöße konnte ich mir nicht geben und das war eine große Motivation. Es war das erste Mal, dass ich es tatsächlich geschafft habe, innerhalb von einer Stunde mehr als 700 Worte zu tippen. Es war ein tolles Gefühl. Natürlich muss man den Text hinterher noch mal überarbeiten, aber um etwas überarbeiten zu können, braucht man halt erst mal einen Text. Versteht Ihr, was ich meine?
Diese Woche habe ich dann noch die Plattform Write Or Die für mich entdeckt. Damit habe ich es tatsächlich geschafft.
(Hier machen wir mal eine erwartungsvolle Pause. Aber bereitet Euch schon mal darauf vor, zu jubeln und Euch für mich zu freuen. Alles klar? Bereit?)
BAMM!
That’s just lovely.
Ich denke nicht, dass das meine Scrivere Stotteritis kuriert hat. Aber immerhin weiß ich jetzt: Ich kann an einem Tag mehr als tausend Worte schreiben, wenn ich wirklich möchte. Wenn ich es einmal konnte, werde ich es wieder können.
Doppel-BAMM!
So, ich starre jetzt weiter die Tastatur an. Vielleicht ist an dieser Jedi-Ritter-Sache ja doch noch was dran.
Liebe Grüße
Eure Jasmin
PS: Falls Ihr auch schon Bekanntschaft mit Stotterschreiben gemacht habt, gebt mir gerne Bescheid. Das würde mich interessieren. 🙂
Also ich gestehe mal … ich schaffe auch viel zu wenig Worte am Tag … vielleicht liegts auch bei mir an der Stotteritis?
Ich geh jetzt besser was Schreiben.
Lieben Gruß,
Oliver
Viel Erfolg damit, lieber Leidensgenosse. 😉 Bei mir läuft es ganz gut, wenn ich die Plattform “Write or die” verwende: http://writeordie.com/ Alternativ kann man sich auch mit einem befreundeten Autor zu WordWars verabreden. 🙂
Liebe Grüße
Jasmin